Verkostung: Die besten Rosés für den Sommer

Die Farbe des Sommers ist Rosé – zumindest im Weinglas. Der Boom der dritten Weinfarbe ist ungebrochen und die Absatzzahlen in Deutschland steigen kontinuierlich: Mittlerweile ist hierzulande eine von acht getrunkenen Flaschen Wein ein Rosé.

Doch Rosé ist nicht Rosé: Es gibt eine große Bandbreite an verschiedenen Stilistiken, von knochentrocken bis süß, still oder schäumend, im Edelstahl, Betontank oder im Holzfass ausgebaut, reinsortig aus einer Rebsorte oder als Cuvée, bei der neben roten auch weiße Sorten eine Rolle spielen können.

Dazu kommt eine farbliche Palette von hellem lachsrosa über kupferfarben hin zu sattem Pink und bis zu kirschrot – inklusiver aller möglicher Zwischenstufen. Die Farbe alleine lässt dabei noch keine Rückschlüsse auf die Geschmacksausprägung und die Intensität der Aromen zu. Es gibt sehr helle, aber intensiv und vielschichtig schmeckende Rosés, so wie es auch farbstarke, aber dann nur nach süßlichem Bonbonwasser schmeckende Weine gibt.

Letztere sind natürlich in unserer Liste nicht vertreten. Achten Sie bitte auf die Beschreibungen, mit dieser –  streng subjektiven Auswahl von zehn Lieblingsrosés unseres Wein-Redakteurs Jens Wagner machen Sie Ihrer Weinkarte alle Ehre. Nehmen Sie gleich zwei oder mehrere davon auf Ihre Karte!

Der Allrounder

2022 Rosé vom Spätburgunder, Weingut Salwey, Vogtsburg-Oberrotweil

Konrad Salwey ist für seine kühlen, präzisen und strukturierten Spätburgunder von den Vulkanverwitterungsböden des Kaiserstuhls bekannt. Weniger bekannt ist, dass er aus dieser anspruchsvollen Rebsorte seit ein paar Jahren auch einen völlig unbeschwerten und im besten Sinne unkomplizierten Rosé keltert: Im feinen Bouquet finden sich florale Noten, helle Kirschfrucht, dezente Zitruswürze und leicht kräutrige Nuancen, am Gaumen ist der Wein saftig, schlank, geschmeidig und frisch mit intensiver, heller Frucht und einer feinen, milden Säure – ein Allrounder zum sommerlichen Grillabend.

Rosé-Tipp für Einsteiger und 

Fortgeschrittene

Der Knochentrockene

2022 Spätburgunder Rosé, Weingut 

Ökonomierat Rebholz, Siebeldingen

Die Trauben für den Spätburgunder Rosé der Familie Rebholz werden bewusst früh gelesen, da der erste Teil der Pressung auch als Sektgrundwein verwendet wird. So entsteht ein im Alkohol leichter und konsequent auf die Frische ausgerichteter Wein, der, ganz dem Stil des Hauses entsprechend, komplett durchgegoren und daher gnadenlos trocken ist. Er duftet zart nach roten Früchten, Johannisbeere und Hagebutte, zeigt aber auch leicht florale Noten, am Gaumen ist er dann sehr elegant und schlank mit feiner Frucht. Und eben knochentrocken. Ein guter Begleiter für die leichte Sommerküche, Salate und helles Fleisch.

Rosé-Tipp für Fortgeschrittene

Der Töchterwein

2022 Lemberger Rosé Fumé, 

Weingut Jürgen Heußler, Rhodt

Seit die beiden Schwestern Maike und Nina Heußler in das Weingut ihrer Eltern eingestiegen sind, bringen sie nach und nach ihre eigenen Ideen ein. So sind die „Töchterweine“ entstanden, für die die Beiden verantwortlich zeichnen und bei denen sie gerne mal ausgetretene Pfade verlassen. Ihren Rosé vom für die Pfalz seltenen Lemberger haben sie in einem großen Holzfass ausgebaut (daher der Zusatz „Fumé“ für die rauchigen Holznoten), das Ergebnis ist ein Wein mit viel roter Beerenfrucht, Süßkirsche und Kräutern im Bouquet, im Mund ist er ungemein saftig, besitzt Frische und feinen Säuregrip, das Holz ist perfekt eingebunden und nur zu erahnen.

Rosé-Tipp für Einsteiger und 

Fortgeschrittene

Der Kraftvolle

2020 La Rose de Manincor, 

Weingut Manincor, Kaltern, Südtirol

Der beste Beweis, dass hochwertiger Rosé nicht unbedingt jung getrunken werden muss, sondern durchaus etwas reifen kann: Den besten Rotweinchargen des Weinguts wird nach mehrstündiger Maischestandzeit etwas Saft entzogen, aus dem dieser Rosé aus den Rebsorten Lagrein, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Merlot, Blauburgunder, Tempranillo, Syrah und Petit Verdot ensteht. Der Wein duftet intensiv nach Himbeere, Kirsche, Hagebutte und Kräutern und besitzt am Gaumen viel Kraft, Schmelz, samtige Tannine und leicht salzig-mineralische Noten.

Rosé-Tipp für Fortgeschritte

Der Mineralische

2022 Les Terrasses de la Courtade, 

Domaine La Courtade, Hyères, Provence

Die Provence ist in Frankreich der größte Produzent von Rosés und darf in dieser Liste natürlich nicht fehlen. Der Les Terrasses stammt von der kleinen, der Küste vorgelagerten Île de Porquerolles und besteht aus Grenache, Cinsault, Syrah, Tibouren und der weißen Sorte Rolle (auch als Vermentino bekannt). Er zeigt eine sehr blasse Roséfarbe und duftet nach hellen Blüten und Hagebutten, es finden sich im Bouquet aber auch rauchig-mineralische und nussige Noten, am Gaumen ist er leicht cremig, besitzt ein animierendes Säurespiel, salzige Noten und eine erstaunliche Länge. Zur Mittelmeerküche und Meeresfrüchten.

Rosé-Tipp für Fortgeschrittene

Der Kultwein

2021 Rosé, Weingut Scheuermann, 

Niederkirchen

Der Rosé der Brüder Gabriel und Simon Scheuermann ist in seiner braunen Steingutflasche optisch ein absoluter Hingucker. Doch auch der Inhalt stimmt, rote Johannisbeere und Granatapfel treffen sich in der Nase mit kräutriger und floraler Würze und einer feinen Holznote, die mit etwas Belüftung immer geringer wird, am Gaumen finden sich neben herber Frucht ein animierendes Säurespiel und leicht salzige Noten. Ein außergewöhnlicher Rosé aus Spätburgunder und Merlot, der zurecht seit einigen Jahren fast schon einen Kultstatus besitzt, er klingt lange im Mund nach und kann es mit kräftig gewürzten Speisen genauso wie mit feiner Kräuterküche aufnehmen.

Rosé-Tipp für Fortgeschrittene und 

Weinfreaks

Der Grenzgänger

2021 Rózsa Petsovits, Weingut Weninger, Horitschon, Österreich

Franz Weninger besitzt Rebflächen auf beiden Seiten der österreichisch-ungarischen Grenze. Da ist es nur folgerichtig, dass die Syrah-, Zweigelt, Pinot Noir- und Blaufränkisch-Trauben für seinen Rózsa Petsovits aus beiden Ländern stammen – auch wenn die Weinberge nur wenige Kilometer auseinander liegen. Auch im Glas überschreitet der Wein Grenzen: Für einen Rosé ist er ungewöhnlich dunkel, für einen Rotwein aber wiederum sehr hell. Er duftet nach roten Johannisbeeren, Cranberries, Hagebutten, Kräutern und etwas Eisen, besitzt im Mund eine kühle Frische und einen leicht säuerlichen, pfeffrigen Grip. Ein Rosé, der auch im Winter schmeckt.

Rosé-Naturwein-Tipp für Einsteiger und Fortgeschrittene

Der Schäumende

2020 Rosé Tradition Sekt Brut, 

Griesel & Compagnie, Bensheim

Niko Brandner hat das erst 2013 gegründete Sekthaus Griesel an der Hessischen Bergstraße in nur wenigen Jahren an die deutsche Sektspitze gebracht. Und er kann auch Rosé: Der Sekt aus Pinot Noir und Pinot Meunier lag 21 Monate auf der Hefe, so dass noch genügend Raum ist für eine ausgewogene, dunkle Kirschfrucht, zu der im Duft aber auch Noten von Lakritze, Kardamom und etwas Rauch kommen, im Mund ist der Rosé leicht mit viel saftiger, roter Frucht, ist perfekt ausbalanciert, animierend, elegant und nachhaltig. Schmeckt immer, geht immer!

2019 Rosé Sekt Brut, Sekthaus Krack, 

Deidesheim

Sekt wird in der Familie Krack schon lange produziert, früher allerdings nur als Lohnversekter für andere Weingüter. Erst die jüngste Generation hat 2015 damit angefangen, auch unter dem eigenen Namen Sekt zu erzeugen. Ein reinsortiger Rosésekt aus Pinot Meunier – auf deutsch Schwarzriesling – genießt in Deutschland Seltenheitsstatus. Nach 26 Monate Hefelager erhielt der Sekt nur eine geringe Dosage, im Duft finden sich Himbeeren, Blutorangen, Apfelschale, Brotkruste und leicht rauchige Noten, am Gaumen ist er frisch, leicht salzig, präzise, schlank und harmonisch und besitzt einen enorm hohen Trinkfluß.

Top-Rosé-Schaumwein-Tipp

Der Rare

2021 Paradox III La Sainte Croix, 

&Handwein, Mannheim

Der Künstler Eric Carstensen macht seit einigen Jahren spannende und präzise Naturweine in Kleinstauflaugen, die Trauben stammen aus der Pfalz, ausgebaut werden sie in einem alten Mannheimer Keller. Vom Paradox III, einem Saint Laurent, gibt es genau ein Barriquefass, seine Farbe erinnert an rosa Grapefruit und das findet sich neben Kirsche und leicht säuerlicher Johannisbeere auch im Duft wieder, am Gaumen mit tonischer Frische und einer unheimlich lebendigen, aber stets subtil bleibenden Säure. Einer der ungewöhnlichsten, aber auch besten deutschen Rosés.

Rosé-Tipp für Fortgeschrittene und 

Weinfreaks

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