Weinprobe: Weiße Burgunder

Die drei weißen Burgundersorten erfreuen sich weiterhin steigender Beliebtheit, in den Weinbergen wie auch in den Gläsern der Gäste. Wir haben die besten deutschen Weine aus Weißburgunder, Grauburgunder und Chardonnay verkostet.

Seit der letzten GHI-Bestandsaufnahme in Sachen Weißburgunder, Grauburgunder und Chardonnay vor zwei Jahren, hat sich der Aufwärtstrend der drei Sorten unaufhaltsam fortgesetzt: Waren im Jahrgang 2019 mit insgesamt 15038 Hektar rund 15 Prozent der deutschen Rebfläche mit den drei Sorten bestockt, waren es im Jahrgang 2021 (aktuellere Zahlen des Deutschen Weininstituts liegen noch nicht vor) bereits 16318 Hektar – ein für diese kurze Zeit erstaunlicher Anstieg. 

Der Chardonnay liegt dabei in der Anbaufläche mit 2558 Hektar hinter Grauburgunder (7698 Hektar) und Weißburgunder (6062 Hektar) an der dritten Stelle, aber was die Häufigkeit der Neuanpflanzungen betrifft, ist er mit einer Ausweitung der Rebfläche von 15 Prozent in nur zwei Jahren im Vergleich zu 8 Prozent beim Grauburgunder und 5 Prozent beim Weißburgunder der große Gewinner unter den drei Sorten.

Neben der Rolle als Gewinner beim Flächenzuwachs liegt der Chardonnay auch in puncto Qualität an der ersten Stelle unter den weißen Burgundersorten. Das zeigte sich einmal mehr bei den Schlußverkostungen für den Weinführer Eichelmann – Deutschlands Weine in den Räumen des Heidelberger Mondo-Verlags. Zur Blindverkostung standen nach einer strengen Vorauswahl 30 Chardonnays in der Schlußverkostung, gegenüber 18 Weißburgundern und 14 Grauburgundern. Und auch bei den Durchschnittsbewertungen durch die Jury aus professionellen Verkostern lagen die Chardonnays eindeutig vor den beiden anderen Rebsorten. Durch die unterschiedlich langen Ausbauzeiten und Veröffentlichungsrhythmen der Weingüter waren bei allen Proben Weine aus den Jahrgängen 2019, 2020 und 2021 vertreten.

Chardonnay
Für die Jury gab es zwei eindeutige und gleich starke Gewinner, zwei Chardonnays, die trotz der unterschiedlichen geographischen Herkunft aus Rheinhessen und Baden, stilistisch ähnlich und klar vom Vorbild Burgund geprägt sind: Die Réserve der Brüder Runkel vom Weingut Bischel und Julian Hubers Schlossberg, zwei Weine, bei denen meisterhaft mit einer feinen Reduktionsnote gespielt wird und die beide hervorragend reifen werden. Auf den weiteren Plätzen im Urteil der Jury folgten Christian Dautels „S“, mit dem Alte Reben ein weiterer Wein von Julian Huber, der Kirchberg des südbadischen Weinguts Franz Keller und mit der Réserve von Tobias Knewitz neben dem Bischel-Wein ein zweiter Chardonnay aus dem rheinhessischen Appenheim.

In der internen GHI-Verkostung lag dagegen der „R“ von Thomas Seeger an erster Stelle, der gekonnt und harmonisch klare Frucht mit würzigen Komponenten verbindet. Bischels Réserve und Kellers Kirchberg finden sich auch hier unter den sieben Topweinen, dazu gleich drei Weine von Julian Huber, was seine Ausnahmestellung im Bereich der deutschen Chardonnays eindringlich dokumentiert. Die große Überraschung ist aber der erstmals in der Verkostung vertretene Chardonnay von Moritz Kissinger, der seit einigen Jahren im elterlichen Weingut in Uelversheim in Rheinhessen, seine eigene Weinlinie ausbaut und sich dabei ganz auf präzise und ausdruckstarke Naturweine konzentriert.

Weißburgunder
Bei zwei der drei Top-Weißburgunder waren sich die Jury und der GHI-Verkoster einig: Auch hier kann das Weingut Bischel mit seiner stilistisch ebenfalls im Burgund verorteten Réserve punkten und Moritz Kissingers Weißburgunder ist sogar noch stärker und spannender als der ebenfalls hervorragende Chardonnay. Auf dem dritten Juryplatz steht der „R“ des Weinguts Rudolf Fürst, der unter den GHI-Top-Fünf nicht vertreten ist, hier wird die Liste komplettiert von Jochen Dreissigackers enorm kraftvollem, konzentriertem „Einzigacker“, dem eigenwilligen „Hölzlein“ von Richard Östreicher und dem fruchtbetonten Oberer First von Konrad Schlör aus dem badischen Taubertal.

Grauburgunder
In der nach der Menge der ausgewählten Weine kleinsten Verkostung lagen in der Jury-Bewertung der Grauburgunder Am Klopp des Weinguts Braunewell und der Lämmler des Weinguts Schnaitmann auf den ersten beiden Plätzen. Der Am Klopp ist auch in der GHI-Wertung unter den ersten fünf, noch stärker wurde hier allerdings der Teufelspfad der Braunewell-Brüder eingeschätzt, mit zwei Weinen unter den Top-Fünf gehört das Weingut zu den führenden Grauburgunder-Erzeugern in Deutschland. Mit dem „Hasslen“ des Weinguts Bercher steht ein saftiger, fruchtbetonter Grauburgunder der alten Schule in der Liste, der „Kähner“ des Weinguts Franz Keller profitiert vom sehr gekonnten Holzeinsatz, was auch für den Henkenberg von Konrad Salwey gilt.

Jens Wagner

Die Top-Sieben Chardonnay

Die Top-Fünf Weißburgunder

Die Top-Fünf Grauburgunder